Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V.

Interview mit Bernhard Huber

Bernhard Huber

Bernhard Huber ist Landwirt und Pflanzenschutzexperte aus Ergolding. Auf seinem Betrieb vermehrt er Saatgut und bereitet es im Auftrag von verschiedenen Züchtern und Handelsfirmen auf. Schwerpunkt sind dabei Weizen, Gerste und Leguminosen.

Welche Arten von Pilzerkrankungen gibt es beim Getreide?

Bei den häufgsten Pilzkrankheiten unterscheidet man je nach Befallsort an der Pflanze zwischen samenbürtigen Krankheiten, Blattkrankheiten und Ährenkrankheiten.

Wann treten diese Pilzkrankheiten auf?

Zunächst im Frühjahr spielen die Blattkrankheiten eine große Rolle, hierfür entscheidend ist die Witterung im April. Ein sehr feuchtes, warmes Wetter sorgt dafür, dass die Blätter frühzeitig mit Krankheiten wie Gelbrost beispielsweise oder mit Septoria tritici befallen werden. Dies führt dann dazu, dass der befallene Blattapparat nicht mehr in dem Umfang arbeiten kann wie ein gesunder Blattapparat. Entsprechend sinkt dann die Assimilatproduktion, was dann negative Auswirkungen auf den Ertrag hat.

Wie stark sich der Befall im konkreten Fall auswirkt, hängt davon ab, wie groß der Anteil der betroffenen Blattfläche ist. Wenn der Anteil der Blattfläche sehr hoch ist und der gesamte Blattapparat abstirbt, dann kann das dazu führen, dass überhaupt keine Assimilate mehr gebildet werden und somit auch keine Ertragsbildung mehr stattfindet. Im Extremfall muss der Landwirt dann seinen Weizen unterpflügen, und ein Totalverlust tritt ein.

Wie ist es bei den Ährenkrankheiten?

Bei den Ährenkrankheiten spielt die Witterung im Juni eine große Rolle. Die bedeutendste Ährenkrankheit ist Fusarium, die besonders dann auftritt, wenn zu Beginn der Blüte feuchtwarme Witterung herrscht. Die Folge ist, dass dann in der Ähre die Körner befallen werden. Die Pilze bilden dann sogenannte Mykotoxine. Bei Fusarium heißt dieses Gift Deoxynivalenol. Befallene Körner sind nur noch eingeschränkt zu Lebensmittel- und Futtermittelzwecken verwendbar. Hierzu gibt es genaue Grenzwerte von gesetzgeberischer Seite.

Wie können Ährenkrankheiten bekämpft werden?

Wenn diese Witterung sich einstellt, kann man dann mit einem synthetischen Fungizid dagegenhalten und die Pflanzen entsprechend behandeln. Die Wirksamkeit ist dabei sehr hoch, und der Befall mit Mykotoxinen kann damit zuverlässig deutlich reduziert werden.

Und wie sieht es bei den samenbürtigen Krankheiten aus?

Bei den samenbürtigen Krankheiten sind im Weizen insbesondere Steinbrand und Flugbrand von Bedeutung. Diese Krankheiten werden entweder über das infizierte Korn in der Pflanze angelegt oder die entsprechenden Brandsporen sind im Boden vorhanden, springen dann nach der Aussaat auf das Korn über und infizieren es. Ob die Krankheit dann tatsächlich ausbricht, hängt sehr mit den Witterungsbedingungen im Herbst zusammen. Schwierig sind insbesondere eine trockene Witterung und befallsanfällige Sorten. Wenn der Landwirt einen Befall mit Brandsporen erst einmal erkannt hat, ist es zu spät für eine wirksame Behandlung. Da gibt es keine wirkliche Hilfe, auch nicht in Form von synthetischen Fungiziden. Es gibt hier nur eine vorbeugende Lösung, und das sind fungizide Beizen, mit denen das Saatgut bereits vor der Aussaat behandelt wird.

In den letzten Jahren hat sich die Verfügbarkeit von synthetischen Fungiziden im Getreideanbau reduziert. Es sind Wirkstoffe aus der Zulassung gefallen, beziehungsweise wurden nicht weiter verlängert. Welche Lösung sehen Sie angesichts dieser Entwicklung?

Wenn jetzt auf der einen Seite das bisherige Ertrags- und Qualitätsniveau in der Landwirtschaft mindestens gehalten und auf der anderen Seite der Einsatz von Betriebsmitteln wie Pflanzenschutzmitteln eingeschränkt werden soll, dann wird sich aus meiner Sicht der Fokus hin zu Innovationen in der Züchtung verschieben.

Meine Erfahrung als Saatgutaufbereiter ist, dass neue, als pilzresistent eingestufte Sorten von der Landwirtschaft gut angenommen und auch nachgefragt werden. Wenn künftig weitere Bekämpfungsmöglichkeiten für Pilzkrankheiten wegfallen, wird sich dieser Trend aus meiner Sicht verstärken.

Interview vom 21.07.2020

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